Häufige Fragen

1. Was ist eine Studentenverbindung?

Eine Studentenverbindung oder auch Korporation ist ein Zusammenschluss von Studierenden („Aktivitas“) und im Beruf stehenden ehemaligen Studenten („Alte Herren“) aller Fakultäten einer Hochschule. In der Verbindung werden lebenslange Freundschaften, studentisches Brauchtum und gewachsene Traditionen gepflegt. Das Conventsprinzip (Basisdemokratie) und das Lebensbundprinzip sind hierbei bestimmende Merkmale von Studentenverbindungen.

 

2. Was ist eine Burschenschaft?

Häufig wird der Begriff „Burschenschaft“ als Synonym für jegliche Form von Studentenverbindungen gebraucht. Der tatsächliche Oberbegriff lautet aber Studentenverbindung bzw. Korporation. Burschenschaften bilden eine bedeutende Teilmenge der Studentenverbindungen.

Die Ursprünge der Burschenschaften finden sich in den während der napoleonischen Befreiungskriege gebildeten Freikorps, in denen besonders viele Studenten freiwillig ihren Dienst verrichteten. Die Burschenschaften berufen sich dabei auf das Erbe der „Jenaer Urburschenschaft“ von 1815 und setzen sich in deren Tradition für die Freiheit und Einheit Deutschlands und für Meinungsfreiheit, Demokratie und Mitbestimmung des Bürgers in der Politik ein. Sie bekennen sich zum Lebensbundprinzip und wahren das studentische Brauchtum.

 

3. Was kann ich mir unter „studentischem Brauchtum“ vorstellen?

Das studentische Brauchtum umfasst eine Vielzahl unterschiedlichster Elemente, die sich über die Jahrhunderte entwickelt und verfestigt haben und derer Erhaltung sich die Studentenverbindungen auf die Fahne geschrieben haben.

Als auffälligstes Charakteristikum sei hierbei das sogenannte „Farben tragen“ (Couleur) genannt. Hierbei handelt es sich vorwiegend um Kleidungsstücke (Mütze) und Accessoires (Bänder, Schleifchen), die durch ihre farbliche Ausgestaltung ein Identitätssymbol der jeweiligen Verbindung darstellen. Der sogenannte „Chargenwichs“ stellt dabei eine besonders prunkvolle Paradeuniform dar, die nur zu besonderen Anlässen getragen wird.

Im Rahmen von Burschenschaftlichen Abenden werden seit jeher aktuelle politische, wirtschaftliche oder gesellschaftliche Vorträge von Bundesbrüdern oder externen Referenten gehalten. Dieser interdisziplinäre Diskurs soll es dem Einzelnen ermöglichen, einen Blick über den eigenen studentischen Tellerrand hinaus zu wagen. Ferner haben die Mitglieder dabei die Möglichkeit, an ihren eigenen rhetorischen Fähigkeiten zu arbeiten.

Desweiteren wird das sogenannte „Kneipe schlagen“ gepflegt. In geselliger Runde findet man sich zusammen, um das ein oder andere Glas Bier zu genießen und dabei traditionelle Studentenlieder zu singen. Ebenfalls zum studentischen Brauchtum zählt das akademische Fechten, auch Pauken genannt.

 

4. Welche politische Richtung vertretet Ihr?

Die Hannoversche Burschenschaft Germania verfolgt keine bestimmte politische Richtung. Sie versteht sich als überparteilich und hält den überparteilichen Diskurs für einen unerlässlichen Bestandteil einer gesunden Demokratie. Daher begrüßen wir es ausdrücklich, wenn sich unsere Mitglieder nach ihrer persönlichen Fasson politisch betätigen.

Die Hannoversche Burschenschaft Germania bekennt sich klar zur freiheitlich demokratischen Grundordnung des Grundgesetzes. Deshalb lehnen wir jegliche extremistische Positionierung, die die Abschaffung dieser Grundordnung zum Ziel hat, entschieden ab.

 

5. Besteht eine konfessionelle Bindung?

Nein. Die Hannoversche Burschenschaft Germania schreibt ihren Mitgliedern die konfessionelle Zugehörigkeit nicht vor.

 

6. Wie seid Ihr organisatorisch strukturiert?

Die Hannoversche Burschenschaft Germania verfügt über keine Hierarchie. Jeder Bundesbruder ist gleich, keinem wird eine Sonderstellung gewährt.

Die Mitglieder der Aktivitas wählen jedes Semester nach dem Mehrheitsprinzip ihren Vorstand, bestehend aus dem Sprecher (Vorsitzenden), dem stellvertretenden Sprecher (stellvertretenden Vorsitzenden) und dem Schriftwart (Protokollführer). Die übrigen Bundesbrüder werden in entsprechende Ämter gewählt, die für die Leitung der Verbindung unerlässlich sind.

Genauso wie jemand in ein Amt gewählt werden kann, so kann er auch aus selbigem wieder abgewählt werden. Der Vorstand sorgt vorrangig für einen reibungslosen Ablauf des Bundeslebens, ist jedoch dem Conventsprinzip nicht entzogen. Das heißt, er muss den anderen Bundesbrüdern auf dem Convent Rede und Antwort stehen. Ferner kann er sich nicht über gefasste Beschlüsse hinwegsetzen.

Darüberhinaus existiert noch der sogenannte Bundesconvent, in dessen Rahmen die Aktivitas und die Altherrenschaft gemeinsam über die Belange der Verbindung beraten.

 

7. Was ist ein Fux / ein Bursche / ein Alter Herr?

Die Hannoversche Burschenschaft besteht aus der Aktivitas (den Studierenden) und der Altherrenschaft (den Berufstätigen). Die jüngsten Mitglieder (Füxe) der Verbindung absolvieren in der Regel eine ein- bis zweisemestrige Probezeit. Sie dient vorrangig dem gegenseitigen Kennenlernen und dem Erlernen des burschenschaftlichen Grundwissens.

Möchte der Fux in der Verbindung verbleiben und hat er seine Probezeit erfolgreich absolviert, wird er als „Bursche“ (Vollmitglied) in die Gemeinschaft aufgenommen. Sobald er sein Studium abgeschlossen und den Berufseinstieg bewältigt hat, wird er in die Riege der Alten Herren überwiesen.

 

8. Was ist ein Convent?

Bei dem Convent handelt es sich um ein basisdemokratisches Entscheidungsgremium der Aktivitas. Er stellt eine Mitgliederversammlung dar, wo Belange des Bundeslebens diskutiert werden. Dem Sprecher obliegt dabei die Conventsleitung.

Darüberhinaus können auch Beschlüsse zu diversen Angelegenheiten gefasst werden. Hierbei steht jedem Vollmitglied eine Stimme zu. Gefasste Beschlüsse ergehen nach dem Mehrheitsprinzip und sind für alle Mitglieder bindend. Der Vorstand sowie die anderen Bundesbrüder dürfen sich daher nicht über gefasste Beschlüsse hinwegsetzen. Jeder Bundesbruder muss für sein Handeln den anderen gegenüber auf dem Convent Rede und Antwort stehen. Genaugenommen handelt es sich hierbei um eine basisdemokratische Ausprägung des Prinzips von checks und balances.

 

9. Ist die Aufnahme auf einen bestimmten Studiengang beschränkt?

Nein. Jeder, der einen Fachhochschul- oder Universitätsabschluss (Bachelor oder Master) anstrebt, kann Mitglied werden.

 

10. Was bedeutet das Lebensbundprinzip?

Das Lebensbundprinzip nimmt neben der Wahrung des studentischen Brauchtums die wichtigste Funktion in einer Korporation ein. Grundgedanke ist die Freundschaft auf Lebenszeit und der generationenübergreifende Austausch von Jung und Alt. Dabei sorgen die Aktiven unter anderem für die Organisation und den Ablauf des Bundeslebens und die Alten Herren stehen während und nach dem Studium mit Rat und Tat zur Seite.

 

11. Was ist eine „schlagende“ bzw. eine „nichtschlagende“ Verbindung?

In schlagenden Verbindungen werden die Aktiven angehalten, sogenannte Mensuren zu absolvieren. Man unterscheidet hierbei zwischen pflichtschlagende Verbindungen, in denen die Ableistung einer bestimmten Anzahl von Mensuren zwingend erforderlich ist (auch Pflichtpartien genannt).

Zu den schlagenden Verbindungen zählen aber auch die sogenannten fakultativ schlagenden Verbindungen. Hier steht das Absolvieren von Bestimmungsmensuren den Mitgliedern frei. Alternativ absolviert der Student lediglich eine Mensurreifeprüfung. Das technische Können steht hierbei im Vordergrund.

Die Hannoversche Burschenschaft ist eine fakultativ schlagende Verbindung. In der Regel schlagen unsere Mitglieder mindestens eine, viele von ihnen auch mehrere Mensuren.

In nichtschlagenden Verbindungen hingegen werden – meist aus Glaubensgründen – keine Mensuren geschlagen und in der Regel existiert auch kein Paukbetrieb (Fechtunterricht).

 

12. Was ist eine Mensur?

Das akademische Fechten kann auf eine lange Tradition zurück blicken und ist fester Bestandteil des burschenschaftlichen Brauchtums. Die Bestimmungsmensur oder auch nur Mensur genannt, ist dabei ein Vergleichskampf ohne Bewegung von Körper und Beinen. Nur der „Paukarm“ mit dem Schläger als Hiebwaffe und scharfer Klinge darf bewegt werden, wobei die zulässige Trefferfläche der Kopf ist. Der Begriff „Mensur“ (lat.: „Das Maß“) bezeichnet den Abstand zwischen den beiden Protagonisten.

 

13. Wozu überhaupt Mitgliedschaft in einer Burschenschaft?

Die universitäre Ausbildung ist auf die Vermittlung von Fachwissen und entsprechenden berufsspezifischen Kenntnissen ausgerichtet. Trotz etwaiger Anstrengungen seitens der Universität kann die Vermittlung der sozialen Kompetenz („soft skills“) unter Umständen zu kurz kommen.

Die Mitgliedschaft in einer Burschenschaft bietet die Möglichkeit, durch die vorhanden Strukturen und Veranstaltungen die eigene Persönlichkeit fortzubilden sowie sich außerfachliche Kompetenzen anzueignen. Wer diverse Male mit der Conventsleitung betraut wurde, für den dürfte die Leitung einer Teambesprechung in der Firma keine allzu großen Schwierigkeiten bereiten.

Da zudem auch die Möglichkeit besteht, interdisziplinäre Vorträge zu besuchen, oder selbst einen solchen zu halten, kann man sich einerseits in der freien Rede üben, andererseits aber auch einen Blick über den eigenen akademischen Tellerrand hinaus wagen.

Die Mitgliedschaft in einer Verbindung eröffnet einem also die Möglichkeit, in einem wohlwollend gesonnenen Klima wichtige berufliche sowie außerberufliche Kompetenzen einzuüben, um so einen erleichterten Einstieg in das Berufsleben zu erhalten.

 

14. Warum nehmen Burschenschaften keine Frauen auf?

Die Burschenschaften gründeten sich im Zuge der napoleonischen Befreiungskriege. In den Reihen der Kriegsfreiwilligen fanden sich viele Studenten, die ihren Dienst in sogenannten Freikorps verrichteten. In jenen Zeiten war es nur Männern möglich zu studieren.

Vor diesem Hintergrund bestehen die Burschenschaften, die sich der Tradition ihrer Wurzeln verpflichtet fühlen, als reine Männerbünde fort – wie es der Name auch letztlich impliziert. Neben den reinen Männerbünden gibt es mittlerweile eine Vielzahl von gemischten Verbindungen und reinen Frauenverbindungen. Das studentische Verbindungswesen bietet also für jede/n etwas.

 

15. Besteht ein Zwang zum Alkoholkonsum?

Nein. Selbstverständlich wird zu Feiern und sonstigen Anlässen schon mal das eine oder andere Glas konsumiert. Es steht aber ohne Frage jedem Einzelnen frei, zu entscheiden, ob, wann und wie viel getrunken wird!